Gedanken zu Weihnachten


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In der Fremde

1.

Da unten liegt der Weihnachtsmarkt,
Da wogt so bunt die Menge,
Und ich schau' manche Stunde wo
Hinab auf das Gedränge.

Das zieht die Straßen auf und ab
In wimmelndem Getriebe,
In dieser freudenreichen Zeit,
Der Zeit der hohen Liebe.

O heil'ger Eifer - frohe Hast -
Welch' Summen - Schwirren - Rauschen -
Mir ist, als müßt' ich fort und fort
Den wirren Tönen lauschen.
Als stiegen unten mit dem Duft
Der grünen Tannenbäume,
Der Kindheit Bilder mir empor,
Die gold'nen Weinachtsträume.

Das Kleine Stübchen steht vor mir,
Mit meiner Lieben Kreise,
Und leise klingt mir durch den Sinn
Die alte Christfestweise.

2.

Durch die Straßen zieh' ich einsam
In der dreimal heil'gen Nacht,
Schaue träumend nach den Fenstern,
Glänzend in der Lichter Pracht.

Welch' ein heimlich-stilles Sehnen
Schleicht sich in das Herz mir ein,
In die Häuser möcht' ich treten
Und des Jubels Zeuge sein.
Mit den Kleinen mich erfreuen,
In dem reichgeschmückten Raum,
Und nur einmal wieder träumen
Jenen sel'gen Jugendtraum.

3.

Ein Brief - das ist der Mutter Hand;
Gesegnet sei die Liebe,
Wie schweigen vor dem theuren Blatt
Die ungestümen Triebe:

Mein Sohn, auch in der Ferne denkt
Die Mutter Dein in Treue,
Und sendet ihren Segen Dir
Zur heil'gen Christfestweihe."

O frohe Kunde - heilig Wort -
O liebeselig Grüßen;
Wie schnell der Mutter Zeilen mir
Der Ferne Leid versüßen.

Vor mir das Blatt - der Mutter Bild
Dem Blicke dort genüber -
Und still vor meiner Seele zieht's
Wie Heimatsgruß vorüber.

Fritz Brentano

gedanken weihnachten

Unter dem Weihnachtsbaum

In die Äste greifst du, wilder Knabe,
Ganz versunken in die Herrlichkeiten,
Die sich über dir zu Häupten breiten,
Selbst dir zu errringen goldne Gabe.

Hältst nun wohl das Glitzerding in Händen,
Doch es rinnt zugleich ein Bluten stille
Ueber deine Hände; sieh', der Wille
Kühn zu rauben, wird mit Schmerzen enden.

Und nun weint dein trotzig Dunkelauge
Ritzte dich die Nadel tief, mein Junge?
Sieh, für Solche, die in freudgem Sprunge
Blind ergreifen, was für sie wohl tauge,

Starrt sogar der heilge Baum in Waffen.
Aber deine Kinderthränen, Wilder,
Bann' ich rasch; dein kleines Weh wird milder,
Denn ich kann ihm Trost durch Süßes schaffen.

Leicht bog ich zurück die duft'gen Aeste,
Pflückt' ihm heit're Dinge, süße Kerne,
Legt' ihm Spielwerk in die Hand und Sterne,
Und der Kleine lachte neu dem Feste.

Aber mich erfaßte ein Gedanke
Seltsam tief: Wenn wir, die großen Kinder,
Uns vom Lebensbaum in freudenblinder
Hast, vernichtend unsres Dürfens Schranke,

Das Ersehnte aus den Zweigen brechen,
Treffen uns erbarmenlose Schmerzen;
Und es wird uns Niemand aus dem Herzen
Dornen lösen, die uns blutig stechen ...

Und das Süße, das uns liebe Hände
Reichen, läßt das Weh nicht linder werden.
Denn die Schuld wird nie geheilt auf Erden
Und die Täuschung ist des Strebens Ende ...

Alberta von Puttkamer


Vision

Zur lichtumflossenen Weihnachtszeit
wie doppelt schwer ist Menschenleid!

Wie doppelt tief ist des Elends Nacht,
wenn Lichtschein aus Palästen lacht!

Und ein Waisenkind im Winterschnee:
das Auge wird feucht, das Herz tut weh ...

- Ich ging in die sinkende Nacht hinaus;
die Glocken klangen vom Gotteshaus.

In des Himmels blitzendem Diadem
strahlt der Stern von Bethlehem.

Und als ich schritt aus des Städtleins Tor,
stiegen die Nebel der Nacht empor.

Sie spannen mich ein - dass Gott erbarm!
von Schemen schien es ein bleicher Schwarm:

Fahle Wangen und welke Gesichter,
liebehungernde Augenlichter,

tastende, gierende Bettlerhände
und neue Scharen - und noch kein Ende ...

Ein endloses Heer von Leidgenossen,
vom Feste der Liebe ausgeschlossen!

Und sieh: aus der Darbenden Reihen tritt
Einer hervor wie mit schwebendem Schritt.

Ein König erscheint er im Bettlergewand.
Mit ruhvollen Augen, mit segnender Hand

- einen lichten Schein um das blonde Haar
führt er die blasse, hohläugige Schar

durch die lärmenden Strassen, das Festtagsgebraus
vor ein säulengetragenes, fürstliches Haus.

Durch die schimmernden Scheiben ins Dunkle bricht
eine Fülle von Glanz, eine Fülle von Licht,

und Kinderjubel und Weihnachtslieder
klingen aus leuchtender Höhe nieder.

Vor den Türen die schenkenden Diener stehn:
"Heut soll kein Bettler vorübergehn ..."

Er aber bückt sich mit stiller Geberde
und sammelt die Brocken von der Erde:

"Ihr Herren der Erde, ihr Reichen an Habe,
am Feste der Liebe ist das eure Gabe:

ein christlich Almosen, ein gnädig Erbarmen
und ich suchte das Recht für die Ärmsten der Armen

und die Liebe, die voll aus dem Vollen gibt,
die nicht wägt und nicht rechnet, - die Liebe, die liebt!"

Und wendet sich stumm und weicht von hinnen,
wie fallende Nebel die Schatten zerrinnen ...

Die Luft wird klar. Hoch im Zenith
ein schönheitschimmerndes Sternbild blüht

und giesst auf das ärmste, verfallenste Haus
die Fülle himmlischer Strahlen aus.

Clara Müller Jahnke



Am Weihnachtsabend

Fernher vom Dom die Glocken klingen,
Durchdringen selig Herz und Sinn.
Ein alter Traum nimmt mich dahin:
Die Sterne strahlen, Engel singen, -
Ich weiß nicht wo, nicht wer ich bin!

Hier unterm grünen Tannenbaume,
Den bunt ich schmücke, welch ein Duft!
Der fernen Kindheit Himmelsluft
Umweht mich heut im stillen Raume,
Und meiner Mutter Stimme ruft:

"Ihr Kinder, kommt: Christ ist geboren" - -
Doch jäh erlischt des Traumbilds Schein:
Sie drängen fröhlich jauchzend ein!
Mir neu geboren, die verloren,
Glückselige Kindheit, sie - sind mein!

L. Rafael


Zum heil'gen Christ

Wem hell ein Bäumchen leuchtet
In heil'ger Nacht,
Wem klar ein treues Auge
In Liebe lacht,
Ob er sonst glückvergessen,
Ob leidensbleich,
Ob er in ärmster Hütte -
Er ist doch reich.

Doch wer beim Weihnachtsjubel
Die Straßen zieht,
Kein Auge, keine Kerzen
Sich leuchten sieht,
Wer einsam in der Zelle,
Im Menschenschwarm -
Und wär' er glanzumgeben -
Er ist doch arm.

Nie wie am heil'gen Abend
Wird uns bewußt,
Wie süß der Gottesfrieden
An treuer Brust.
Am bittersten das Heimweh
Am Herzen frißt,
Wenn heut' man unter allen
Ein Fremdling ist.

Marie Dübeli


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