Gedichte von der Krippe


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An der Wiege

Schrei nur, kleiner Schreihals, schrei,
strample mit den rosigen Füßen -
Deinen Hunger nach dem Brei,
deine Schmerzen laß uns büßen!

Diese Welt, in die hinein
wir dich zerrten, ohne Fragen,
wird nur dem genießbar sein,
der sich frech weiß durchzuschlagen!

Wer ihr rasch die Fäuste zeigt,
wird sich ihre Rosen pflücken -
Wer bescheiden steht und schweigt,
muß mit nacktem Dorn sich schmücken.

Gustav Falke


Ans Christkind

Warum bist Du auf diese Welt,
O Kind, so klein gekommen?
Hast nicht als wie ein großer Held
Ein gülden Schwert genommen?
Warum in Windeln und in Stroh
Läßt Du so klein Dich betten?
Ist das denn besser, schöner so,
Als Samt und Perlenketten?

O kämest Du wohl hoch zu Roß
Auf Schimmel oder Rappen
In einem sonnenhellen Troß
Von Rittern und von Knappen:
Dann beugten sich wohl tief vor Dir
Die allersteifsten Rücken.
Doch so ein Kind? - Ich zweifle schier,
Ob sie noch gern sich bücken.

Als sesselhohes Büblein hab'
Ich mich umsonst beraten;
Nun bin ich schon ein kluger Knab'
Und hab' es, glaub', erraten.
Denn kämest Du in Glanz daher,
Ein König oder Kaiser,
Ach, das erschreckte uns gar sehr,
Da kommst Du lieber leiser.

Da kommst Du lieber klein und schwach
In einem dünnen Windlein
Und kaum beschirmt vom Hüttendach,
Fast wie ein Bettelkindlein,
Daß sich der allerärmste Mann
Dir nahe ohne Zaudern,
Und daß das dümmste Bübchen kann
Mit Dir vom Himmel plaudern.

Und darum kommst Du wie ein Kind,
Daß auch die großen Leute,
Die hoch und stolz wie Bäume sind,
Zum Kinde werden heute.
Ja, jeder werde unschuldvoll
Wie in den ersten Jahren,
Beim neugebornen Heiland soll
Er Neugeburt erfahren.

Und fürchte keiner, daß er klein
Und schwach fürs Leben werde.
Hat nicht das Christkind ganz allein
Besiegt ringsum die Erde? -
O Heiland in Mariens Schoß,
Heut lehre uns erkennen,
Daß nichts so heilig ist und groß,
Als sich Dein Kind zu nennen!

Heinrich Federer


An Jesu Krippe

Ich knie' an deiner Krippe hier,
O treuer Heiland, sei du mir
Viel tausendmal willkommen;
Du kamst vom Himmel mir zugut,
Du hast mein armes Fleisch und Blut,
O Herr, an dich genommen.

Was zog dich in die Welt hinab,
Die doch für dich ein Kreuz, ein Grab
Schon in Bereitschaft hatte?
Ja eine Welt, die Schmach und Schmerz
Aufs Haupt dir häufte, auf das Herz,
Das bange, todesmatte?

Die Liebe zog dich zu uns hin,
Dich zog dein demutsvoller Sinn,
Dein herzliches Erbarmen;
Du dachtest an der Sünder Not,
An unser Elend, unsern Tod,
Du dachtest an mich Armen.

O daß mein Herz, der Liebe voll,
Dir danken könnte, wie es soll,
Solang es schlägt auf Erden!
Doch soll's dir danken, wie es kann,
Hier ist es, Herr, so nimm es an,
Ein Kripplein soll's dir werden.

Ernst Heinrich Fischer


Das Christkind

Kommt alle, kommt und laßt uns sehn,
Was heut in Bethlehem geschehn;
Dem Erd' und Himmel eigen sind,
Der liegt im Stall, ein armes Kind.

Geht schnell hinein, beschaut es recht,
Die Windeln sind ihm nicht zu schlecht,
Auch ist das enge Krippelein
Dem Jesuskinde nicht zu klein.

Es nennt der Mensch sich einen Herrn
Und stürmte wohl den Himmel gern,
Indessen steigt ins Erdenthal
Der Herr aus seinem Himmelssaal.

Wie stiegst du doch, o Gottessohn,
So tief, so tief von deinem Thron,
Es bleibt kein Herz, das menschlich schlägt,
Von solcher Demut unbewegt.

Mein hartes Herz erweiche mir,
Mein stolzes Herz mit Demut zier',
Gebeugten Hauptes, Herr, alsdann
Bet' ich vor deinem Kripplein an.

Ernst Heinrich Fischer


Christbaum und Krippe

Durchs Fenster strahlt am Weihnachtsfeste
Ein Lichterbaum. Es lockt sein Glüh'n
Aus dem Juwelenschmuck der Gäste
Ein augenblendend Funkensprüh'n.
Ein Christbaum ist's, doch was er kündet,
Das hat mit Christus nichts gemein.
Der Mammon hat ihn angezündet
Und prahlt mit seinem grellen Schein.

Und wandert ihr am Fest der Schieber
Vorbei mit zorngeballter Faust,
Dann kommt, ich führ' euch dort hinüber,
Wo heut' der wahre Christus haust.
Es geht durch enge, finst're Gassen;
In einem Kirchlein, arm und alt,
Da liegt im Kripplein weltverlassen
Des Heilands dürftige Gestalt.

Der Raum ist kalt, zwei trübe Kerzen
Beleuchten matt das Jesuskind.
Doch euch wird's warm und hell im Herzen,
Ein Zauber ist's, der euch umspinnt.
Verklung'ne Zeiten kehren wieder,
Der Kinderglaube steigt herauf -
Gerührt sinkt ihr vorm Kripplein nieder
Und steht getröstet wieder auf.

Ottokar Kernstock


Christkinds Schlummerlied

Ums Hüttlein geht leise der nächtliche Wind,
Im Kripplein ruht lächelnd das heilige Kind.
Die Hirten sind längst schon zur Herde geeilt.
Und Joseph hat betend am Kripplein geweilt.
Nun regt sich das heilige Jesulein kaum.
Maria nur singt es in seligen Traum.
Schlafe, du herziges Kindlein.

Die Englein, sie halten am Kripplein die Wacht;
Du siehst sie nur nicht in der schweigenden Nacht.
Doch hörst du ihr Liedlein, so lieblich, so fein;
Sie singen in traulichen Schlummer dich ein.
Sie zünden die Lichter der Weihnacht dir an
Und plaudern von Freude und Seligkeit dann.
Schlafe, holdseliges Kindlein.

Du stiegst ja hernieder vom himmlischen Zelt
Und wurdest ein Heiland der sehnenden Welt.
Du wirst uns erretten von Sünde und Tod;
Du folgst so gehorsam des Vaters Gebot.
Nun sind wir geborgen und fürchten uns nicht,
Nun feiern wir Weihnacht im seligen Licht.
Schlafe, du göttliches Kindlein.

Elisabeth Kolbe


Schlummerlied der Hirten

Mit leichtem Hauch umfächelt
Von Engeln sanft und lind,
Schlaf in dem Mutterschoße
Du süßes Himmelskind!

Maria deckt dich leise,
Dich schützet Josephs Arm,
Es schlagen alle Herzen
Für dich in Liebe warm.

Doch wirst du groß, dann wandelt
Die Freude sich in Leid,
Es wird ans Kreuz dich schlagen
Der Menschen Haß und Neid.

So ruht im Mutterschoße
Wohl manches Menschenkind,
Das Heil für seine Brüder
Durch Kampf und Tod gewinnt.

Schlaf ein, du holder Knabe,
Schlaf ein in süßer Ruh',
Ihr Englein fächelt leise
Ihm Himmelsfrieden zu!

Adam Langer


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