Gedichte vom Weihnachtsstern


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Der Stern der Weihnacht

Es naht das Jahr sich seinem Ende,
Von unserm Leben war's ein Stück.
Wir falten sinnend unsre Hände
Und senden einen Blick zurück.

Da stehn sie auf, die goldnen Sterne,
Die uns im Jahreslauf gestrahlt;
In denen Phantasie so gerne
Sich eine Welt voll Glück gemalt;

Wo jedem ward nach Wunsch beschieden:
Gesundheit, Reichtum, Ruhm und Ehr,
Und Liebe, Freude, Seelenfrieden
Und was der Schätze sind noch mehr.

Nicht alles konnten wir erlangen,
Wir danken Gott, hat er's gewollt,
Daß von der Sterne lichtem Prangen
Uns blieb ein Körnlein echtes Gold.

Manch' schönen Stern verlockend winken
Sahn wir von ferne, aber jäh'
Als Irrlicht in den Sumpf versinken,
Gelangten wir in seine Näh'.

Auch manchen gab's, den wir erkoren,
Als unsers Strebens höchstes Ziel,
Und der, nachdem sein Glanz verloren,
Als toter Stein zur Erde fiel.

Ein andrer, als wir ausgestrecket,
Ihn zu erfassen, unsre Hand,
Hat sich im Nebelmeer verstecket
Und hinter dunkler Wolkenwand.

Noch viele sind vorbeigezogen,
Verschwindend in Unendlichkeit;
So hat uns Jahr für Jahr betrogen
Der Erdensterne Herrlichkeit.

Doch ob von unsern Hoffnungssternen
Der letzte zu versinken droht,
Ob er entrückt in weite Fernen,
Wir zagen nicht, es hat nicht Not.

Es giebt noch einen Stern voll Klarheit,
Der jede Erdennacht durchbricht,
Sein Träger ist die ew'ge Wahrheit,
Sein Feuer ist das ew'ge Licht.

Er strahlt mit seinem Glanzgefunkel,
In jede Hütte, jedes Herz,
Durch Sündennacht und Erdendunkel
Und mildert Sorge, Leid und Schmerz.

Der Stern, der jede Seel' erfreuet,
Daß sie auf's neue hoffen lern',
Der Himmelsgold zur Erde streuet;
Es ist der Weihnacht heller Stern.

Der Stern, der einst das Heil verkündet,
Wird ungetrübt uns jedes Jahr
Als Flammenzeichen angezündet
Der Liebe, die unwandelbar.

Stine Andresen


Der Stern

Wir wandern wieder zu dem Stern
Den Weg der Weisen durch die Nacht.
Wir wissen wohl: der Stern ist fern,
Doch unsre Hoffnung hin zum Herrn
Hat unsre Füße leicht gemacht.

Das Dunkel, das wie Berge lag
Auf unsern Schultern, ließ uns los.
Aus schwarzer Nacht wird heller Tag:
Wir wandern wie im Rosenhag
Hin zu Mariens Schoß.

Hermann Friedrich Christians


Weihnachtsmorgen

O friedevoller Heimattraum,
Erwachen froh im Dunkeln -
der Himmel unser Weihnachtsbaum,
daran die Sternlein funkeln!

Sieh, Veilchenschein, Blaßrosenrot
im Osten nebelferne,
und ob nun Stern um Stern verloht,
hell bleibt der Stern der Sterne.

Der Morgenstern im Silberkleid
wacht treu auf hoher Zinne -
gegrüßt in Kraft und Herrlichkeit
du Tagesköniginne!

O Hoffnungstreue, Zuversicht
in Nacht und Not und Sorgen,
so leuchte weiter, Stern und Licht,
bleib bei uns bis zum Morgen.

Otto Crusius


Der Stern

Wir wandern wieder zu dem Stern
Den Weg der Weisen durch die Nacht.
Wir wissen wohl: der Stern ist fern,
Doch unsre Hoffnung hin zum Herrn
Hat unsre Füße leicht gemacht.

Das Dunkel, das wie Berge lag
Auf unsern Schultern, ließ uns los.
Aus schwarzer Nacht wird heller Tag:
Wir wandern wie im Rosenhag
Hin zu Mariens Schoß.

Hermann Friedrich Christians


Legende

Einst als am Saum der Wüsten sich
auftat die Hand des Herrn
wie eine Frucht, die sommerlich
verkündet ihren Kern,
da war ein Wunder: Fern
erkannten und begrüßten sich
drei Könige und ein Stern.

Drei Könige von Unterwegs
und der Stern Überall,
die zogen alle (überlegs!)
so rechts ein Rex und links ein Rex
zu einem stillen Stall.

Was brachten die nicht alles mit
zum Stall von Bethlehem!
Weithin erklirrte jeder Schritt,
und der auf einem Rappen ritt,
saß samten und bequem;
und der zu seiner Rechten ging,
der war ein goldner Mann;
und der zu seiner Linken fing
mit Schwung und Schwing
und Klang und Kling

aus einem runden Silberding,
das wiegend und in Ringen hing,
ganz blau zu rauchen an.
Da lachte der Stern Überall
so seltsam über sie,
und lief voraus und stand am Stall
und sagte zu Marie:

Da bring ich eine Wanderschaft
aus vieler Fremde her.
Drei Könige mit Magenkraft,
von Gold und Topas schwer
und dunkel, tumb und heidenhaft, -
erschrick mir nicht zu sehr.
Sie haben alle drei zu Haus
zwölf Töchter, keinen Sohn,
so bitten sie sich deinen aus
als Sonne ihres Himmelblaus
und Trost für ihren Thron.
Doch mußt du nicht gleich glauben: Bloß
ein Funkelfürst und Heidenscheich
sei deines Sohnes Los.
Bedenk, der Weg ist groß.
Sie wandern lange, Hirten gleich,
inzwischen fällt ihr reifes Reich
weiß Gott wem in den Schoß.
Und während hier, wie Westwind warm,
der Ochs ihr Ohr umschnaubt,
sind sie vielleicht schon alle arm
und so wie ohne Haupt.
Drum mach mit deinem Lächeln licht
die Wirrnis, die sie sind,
und wende du dein Angesicht
nach Aufgang und dein Kind;
dort liegt in blauen Linien,
was jeder dir verließ:
Smaragda und Rubinien
und die Tale von Türkis.

Rainer Maria Rilke


Der Weihnacht Verheißung

Nun saug' den Tannenodem ein,
Den würzig reinen!
Des Herzens Weinen
Vergiß im Weihnachtskerzenschein! -

Und sind sie alle ausgebrannt,
Die Freudenkerzen -
Mit treuem Herzen
Schau dann zum Himmel unverwandt.

Sei's Ham, sei's Japhet oder Sem -
Vom Leid und Bösen
Verheißt Erlösen:
Der Segensstern von Bethlehem! -

Franz Josef Zlatnik


Der Stern

Seht ein Licht ist ausgesendet,
Und ein Strahl vom Glanz des Herrn!
Haltet fest und unverwendet
Euer Aug an diesem Stern:
Ob es sich mit Thränen feuchtet,
Ob es freudetrunken lacht,
Seht ihn, wie er festlich leuchtet
Und wie tröstlich durch die Nacht.

Alles Prunkes, alles Tandes
Machet ledig euren Geist,
Und gedenket nur des Landes,
Das euch dieser Stern verheißt;
Folgt demüthig und getreulich,
Unverdrossen seinem Schein:
Selig, herrlich, hocherfreulich
Wird der Lohn des Pilgers sein.

Willig ließ die goldnen Kronen
Jener Weisen heilge Zahl,
Stiegen von den Königsthronen
In der Hirten stilles Thal,
Traten, wo der Stern verweilte,
In die niedre Hütte gern;
Und sie fanden, der sie heilte,
Und ihr Auge sah den Herrn.

Folgt dem Stern! und alle Schmerzen,
Alle Sehnsucht ist gestillt,
Wenn sich tief in eure Herzen
Prägt der höchsten Schönheit Bild.
Hochbegeistert, hell entzündet
Kehrt ihr in die Welt zurück,
Daß ihr aller Welt verkündet
Fried' und Heil und Trost und Glück.

Wilhelm Wackernagel


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