Weihnachtsgedanken als Weihnachtsgedicht


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Weihnachtsgedicht Weihnachten

1838

Unter goldnen Weihnachtsbäumen
Gleichen wir dem frohen Kind,
Dem in seinen süßen Träumen
Noch die Engel nahe sind.
Einen Lichtglanz seh'n wir funkeln,
Und ein Himmel strahlt uns an,
Den uns keine Nacht verdunkeln
Und kein Schmerz uns rauben kann.

Aber frohe Kinder streben
Nur mit halbbewußtem Sinn, -
Und mit unserm ganzen Leben
Wir zum Baum des Lebens hin;
Goldne Aepfel, goldne Nüsse
Nehmen ihm die Kinder ab, -
Aber wir die Liebesgrüße,
Die ihm Gott zu tragen gab.

Seines Vaterherzens Segen,
Seines Vaterauges Blick
Leuchtet uns daraus entgegen -
Das ist unser Kinder-Glück!
Ein in Gott verklärtes Amen,
Ein in Gott erfülltes Ja,
Voll des ew'gen Vaters Namen
Steht der Christbaum vor uns da.

Gräfin Auguste von und zu Egloffstein


Weihnachtsabend

1852

Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war's; durch alle Gassen scholl
Der Kinderjubel und des Markts Gebraus.

Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,
Drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
"Kauft, lieber Herr!" Ein magres Händchen hielt
Feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.

Ich schrak empor, und beim Laternenschein
Sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
Wes Alters und Geschlechts es mochte sein,
Erkannt' ich im Vorübergehen nicht.

Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
Noch immer hört' ich, mühsam, wie es schien:
"Kauft, lieber Herr!" den Ruf ohn' Unterlaß;
Doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.

Und ich? - War's Ungeschick, war es die Scham,
Am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh' meine Hand zu meiner Börse kam,
Verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.

Doch als ich endlich war mit mir allein,
Erfaßte mich die Angst im Herzen so,
Als säß' mein eigen Kind auf jenem Stein
Und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.

Theodor Storm


Einsame Weihnacht

In meinem Zimmer sitz' ich traumversunken.
Die breiten Scheiben hat der Frost bedeckt
Mit Schlinggewächs, das ohne Duft und Prunken
Des Winters eis'ge Phantasie erweckt.
Das hütet mich vor fremdem Weihnachtsglänzen;
Es dringt kein Licht bis in mein dunkles Haus;
Doch andre sind, die kennen keine Grenzen,
Und weder Tür noch Fenster schließt sie aus:
Die ehrnen Priester, die aus Turmverließen
Zu allen reden mit erhabnem Grüßen.

Die Weihnachtsglocken - immer sind's die alten,
Doch stets als andern trifft mich ihr Geläut.
Jetzt kann ich kaum noch meine Hände falten
Und hatt' es nie so nötig doch wie heut.
Ich kann nicht glauben wie in frühern Zeiten,
Da ich ein Kind mit unverwirrtem Sinn.
Ich wurde blind, und meine Jahre schreiten
Stets weiter vor und wissen nicht wohin.
Auf ihrem Rücken wieg' ich mich zur Ferne,
Die dunkel ist und ohne Hoffnungssterne. -

Doch hört' ich niemals auf, nach Gott zu streben,
Und ist es Gott, der heut geboren ist:
Um meiner Sehnsucht wird er mir vergeben,
Um meines Suchens bin auch ich ein Christ! -
Und läßt mein letztes Jahr sich in die Kniee
Vor jenem Tor, durch das wir alle gehn:
Nach so viel Kampf und so viel bittrer Mühe
Zu weitrer Qual wird niemand auferstehn!
Führt uns ein Heiland nicht auf lichtre Pfade,
Dann küßt der Schlaf uns - und auch Schlaf ist Gnade!

Georg Busse-Palma


Zigeuners Weihnachten

Durch das Dunkel des Walds überm Tannenreis
Da flackert's wie Lichter, so brennend und heiß.
Da traben die Wölfe und bellen und schrein
Mir eine einsame Christnacht ein -
Denn heut soll der Heiland geboren sein.

Müd lös' ich die Riemen am rissigen Schuh
Und lausch' den verlorenen Glocken zu.
Durch so viel Lande ich auch schon schritt,
Stets zog mir das liebliche Märchen mit,
Daß ein Gott am Kreuze für mich auch litt.

Und plötzlich werden die Augen mir naß,
Ich wein' und bete und weiß nicht was.
O du Gottessohn, du Marieenkind,
Erbarm dich der Seelen in Wald und Wind,
Die so wie ich in der Irre sind ...

Georg Busse-Palma

Weihnachtsgedicht Weihnachtsspaziergang

Weihnachtsspaziergang

Täglich fast aus meines Dorfes Frieden,
Wo ich zwischen Feld und Büschen wohne,
Wo ich sieben Nachtigallen höre,
Wo mich Fink und Amsel lang schon kennen
Und mich keck beäugen, wenn ich nahe,
Wo die Welt im Sommer eine Laube
Und ein silberweißer Dom im Winter,
Wo vom Schreibtisch ich den Habicht schweben
Sehe durch des Himmels große Stille -
Täglich fast aus meines Dorfes Frieden,
Wo ich Ruhe, Traum und Klarheit atme,
Lenk' ich meinen Schritt zur nahen Weltstadt,
Um zu fühlen, was ich sonst vergäße,
Daß die Welt nicht Klarheit, Traum und Frieden,
Nicht ein heimlich Wohnen zwischen Hecken,
Ach, kein Spiel mit Fink und Drossel ist.

In das weite, wilde Meer der Menschen
Tauch' ich unter dann und laß mich treiben.
Ja, sie sind wie windverstörte Wellen;
Eine will die and're überrennen,
Und am letzten Strand zerschäumen alle.
Wie sie jagen, stoßen, knirschen - wie sie
Not und Habsucht durcheinander wirbelt!
Nur geradeaus den Blick gerichtet,
Drängen sie und trappeln sie und traben,
Sehen nicht das stille Leben fluten,
Sehn nicht, wie es stumm zu beiden Seiten
Fließt und fließt ins große Meer der Stille,
Ewig ungelebt und ungenossen.
Ach, sie leben nicht - nur, um zu leben!
Vorwärts, vorwärts nur den Blick gerichtet,
Treibt es sie die schattenlose Straße
Fort, hinweg vom Schoß der großen Mutter.
Und versunken in des wilden Meeres
Tote Tiefen ist die alte Kunde,
Daß ein Glück sich dehnt in leichten Lüften,
Friede wandert zwischen Halm und Hecken,
Daß ein off'nes, frohes Menschenauge
Wie ein See des Paradieses glänzt.

Einmal nur im Jahre find' ich's anders!
Brach herein der Weihnacht heil'ge Frühe,
Nehm ich Hut und Stock und wand're fröhlich
In die große Stadt. So tat ich heute.
Drängen, Treiben seh' ich heut' wie immer,
Seh' ein wogend Meer wie alle Tage;
Aber auf den Fluten dieses Meeres
Ruht wie Sonnenschein ein einzig Lächeln.
Und - o frommes Wunder ohnegleichen,
Selbst der Kaufherr, dessen Furcht und Hoffnung
Sonst um Indiens Silberminen kreisen,
Heimgefunden hat er in den Frieden
Einer höheren und stiller'n Welt.

Lächeln seh' ich in entspannten Mienen
Und wo Lächeln nicht, doch einen Glauben
An das Lächeln. Starre Blicke seh' ich
Wohl wie sonst, allein sie starren glänzend
In ein Licht, das sie allein erschauen.
Welches Glaubens sie und welches Sinnes,
Einmal wieder haben sie's vernommen,
Einmal glauben sie die frohe Botschaft,
Daß ein Glück mag kommen aus den Lüften,
Daß ein Friede wohnt in grünen Tannen,
Daß ein liebend Wang'-an-Wange-Schmiegen
Alle Not beschämt und alles Prangen,
Daß ein off'nes, frohes Menschenauge
Wie ein See des Paradieses glänzt.

Von versunk'nen Städten singt die Sage,
Deren Glocken aus der Tiefe klingen.
Geh' ich weihnachts durch den Schwall der Straßen,
Dringt durch allen Lärm ein stetes Klingen:
Leise aus verlor'nen Gründen hör' ich
Läuten die versunk'ne Stadt des Glücks.

Otto Ernst


Dies natalis invicti

(An die Enterbten)

Weihnachten, Tag der Hoffnung, bist du da?
Du stiller Tag, da früh die Sonne sinkt?
Allein durch Nebel lacht sie rötlich schon
Erlösung uns aus langer Wintersnot.

Herbei, ihr Darbenden und Kranken nun,
Ihr Hungernden und Nackten! Nicht durch Schmaus
Und Sang und Spiel begehn wir dieses Fest.
Am Tage, da man rings der Arbeit Früchte,
Die lieblichsten und schönsten, eifrig pflückt,
Sie den Geliebten in den Schoß zu schütten,
Wärt ihr beglückt, wenn man euch Arbeit schenkte!
Und doch: Schwand auch die letzte Rinde Brot
Aus eurem Schrank, hockt ihr am kalten Herd,
Mit dünnen Lumpen eure Blöße deckend,
So sollt ihr doch das Fest der Hoffnung feiern.
Vergeßt auf wenige Minuten nur
Den Gram, die Sorge; holt ein Zweiglein euch
Vom immergrünen Tannenbaum herbei
Und richtet's auf im roten Abendlicht,
Und labt an seinem Grün den müden Blick,
Und saugt aus seinem Duft Erquickung euch!
Denn wißt, daß in der Tanne unsere
Altvordern schon das Bild des Frühlings sahn!
Die schwanken Zweige raunten leise Kunde,
Daß nicht vergangen sei der Erde Grün
Für immerdar; nein, leuchten werde bald
Der Anger wieder in verjüngter Pracht,
Der Wald ein neues Lied des Lebens rauschen
Und reich die Ähre schwanken auf dem Halm.

Wenn nun die heil'ge Nacht gekommen war,
Da sich das Glück der dunklen Mächte wendet
Und seine goldnen Pfeile prüft das Licht,
Da, unbesiegt von Sturm- und Wolkenschauern,
Die Sonne neu beginnt den frohen Lauf -,
Dann ließen sie auf einer starken Achse
Ein riesengroßes Rad sich drehn, nachdem sie
Zuvor des Rades Kranz in Brand gesteckt.
Da griff der Sturmwind in die Flammenspeichen
Und trieb es um mit Prasseln und mit Sausen
In rasend wildem Schwung, daß weit umher
Durchs Grau'n der Nacht ein goldner Regen fiel,
So war das Flammenrad ein Bild der Sonne,
Der unbezwungnen, großen Lebensmutter,
Die rüstiges Vertrauen nie betrog,
Und so begingen sie mit lautem Jubel
Das "Auferstehungsfest der Unbesiegten." -

Herbei, ihr Darbenden und Nackten all,
Vereint euch brüderlich am kalten Herd
Und feiert eurer stillen Hoffnung Fest.
Laßt einmal nur die Last des Kummers sinken,
Liebkost den frischen, duft'gen Tannenzweig
Und glaubt mit brünstigem, bewegtem Herzen,
Daß einst die Flur des Lebens neu ergrünt.
Erhebt die Herzen durch ein starkes Wort,
Und sprecht ihr dann vom großen Kampf der Welt:
Gewiß, daß eurem innern Blick erscheint
Das Rad der Zeit, von flammenden Gedanken,
Vom Sturme der Begeisterung beschwingt,
Die's treibt und treibt, daß goldne Funken sprühn.
Dann sollt ihr an die goldne Sonne denken,
Die ihr ersehnt und die gewiß einmal
In heil'ger Morgenröte kommen wird ...
Und sollt im leisen Lächeln dieser Stunde,
Im stumm-beredten Druck der Hand begehn
Das Auferstehungsfest der Unbesiegten.

Otto Ernst


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