Traurige Verse zu Weihnachten


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Der letzte Weihnachtsbaum

Über Berg und Thal gebreitet
Lag das weiße Winterkleid,
Und ein Wanderbursche schreitet
Durch's Gebirg zur Abendzeit.

In des Hauptes graue Locken,
Die der Kummer früh gebleicht,
Wand sich Schnee in zarten Flocken,
Blumenartig, blüthenleicht.

Kinn und Lippen und die Wangen
Deckt ein starkbeeister Bart,
Und die Füße, wundgegangen,
Sind fast nackt und halb erstarrt.

Also wankt er stieren Blickes
Mühsam seines Weges fort
Jener Sohn des Mißgeschickes,
Nacht vor sich und keinen Hort!

Ach! welch' traurig' Loos des alten
Handwerksburschen in der Welt,
Den kein Meister will behalten,
Weil die Kraft der Jugend fehlt.

Hoffnung hielt dem armen Manne
Lange noch die Kräfte wach,
Bis bei einer Riesentanne
Aechzend er zusammenbrach.

Halb schon in dem Reich der Schatten,
Vor dem off'nen Grabesthor,
Hob der schwache Greis die matten
Blicke einmal noch empor.

Und sein Auge blendet Schimmer,
Rings umstrahlt ihn Zauberlicht,
Das, wie bunt Krystallgeflimmer,
Aus dem Eis der Tanne bricht.

Denn am Tannenbaum des Greises
Sind die Aeste reich bedeckt
Mit den Zapfen hellen Eises,
Die wie Kerzen ausgesteckt.

Und aus dunkler Himmelsferne
Fiel der helle Mondenstrahl,
Fiel das Licht der tausend Sterne
Durch die Kerzen von Krystall.

Thränen liefen jetzt dem Alten
Aus den Augen hell und heiß,
That die Hände betend falten,
Sprach dem Herrn im Himmel Preis.

Und jetzt horcht er leisem Schalle
Glockentöne hört er fern
Gläubig feiert man im Thale
Heute die Geburt des Herrn.

"Weihnacht!" rief er, wehdurchdrungen,
"Zeit der Jugend - süßer Traum!"
Und er hatte ausgerungen
Unter'm letzten - Weihnachtsbaum!

Joseph Hermann Hillisch


Letzte Gabe

Noch letztes Jahr, da schmücktest du
Für uns den Weihnachtsbaum;
Du warst so zart und bleich, erschienst
Uns selbst ein Weihnachtstraum.

Und Gaben hast du uns beschert,
Die feiner Sinn erfand. -
Noch ahnte keins, daß es empfing
Der Liebe letztes Pfand.

Fanny Edel


Christabend

Was, Mütterchen, poltert da draußen so sehr,
Und seufzet und stöhnet so ängstlich und schwer,
Mir wird gar so bange und weh und weh,
Lieb Mütterchen, jetzt nur hinaus mir nicht geh.

Ich bleibe, mein Söhnchen, ich bleibe bei dir,
Es poltert der Joseph dir nur an die Thür,
Er geht in die Häuser bei Schnee und bei Wind,
Und fragt, ob recht artig die Kinder auch sind.

Möcht' immer, lieb Mutter, recht artig dir sein,
Laß heute den Joseph mir nur nicht herein,
Er ist wohl gar zornig und finster und arg,
Und trägt unter'm Arm einen Kindersarg.

Nicht also, mein Söhnchen, er trägt nur so viel
Der Sachen für artige Kinder zum Spiel,
Es Klingelt Maria gar lieblich dazu.
Wohl hör' ich das Klingeln, lieb Mutter, hu! hu!

Es tönet wie Glöcklein an Kindesgrab,
Der Joseph senkt stille den Sarg hinab,
Und schüttet darauf dann den funkelnden Schnee,
O Mutter, wie wird mir so angst und so weh.

Wie soll ich so frühe vom Herzen dir gehn,
Und, Mütterchen, lange dich freundlich nicht sehn,
Wie wird mir so bange, wie ist mir so kalt,
O sag' es mir, Liebe, ich sterbe wohl bald?

Mein Söhnchen, was träumst du so bange und schwer,
Sei munter, das Christkind kommt balde einher
Bringt Linnen und Blumen und Singet dazu:
Sei immer recht fromm nur, mein Brüderchen, du.

Leb wohl mir, mein Mütterlein, siehe, ich geh'
Ins Bettchen, da unten, voll kühlenden Schnee,
Da streue die Blumen vom Christkinde drauf,
Sie blühen von Kindeleins Asche dir auf.

Die Mutter schaut ängstlich zum sinkenden Kind,
Geschlossen die freundlichen Augen ihm sind,
Da wacht sie drei Tage, dann geht sie hinab,
Und senket das Kindlein ins schneeige Grab.

Und streuet, still weinend, die Blumen darauf,
Die gehen gar lieblich im Frühlinge auf,
Und flüstern vom Kindlein, und lindern den Schmerz;
Da bricht sie manch Blümchen und steckt es ans Herz.

Heinrich Gruenig


Der Weihnachtsabend

Kerzen flammen, Töne klingen,
Heil'ger Freude Jubellieder,
Und auf leichten gold'nen Schwingen
Schwebt ein Chor von Engeln nieder.
An dem grünen Zweig der Bäume
Prangen Früchte duftig - labend,
Und es ruft durch alle Räume:
Sei gegrüßt, o Weihnachtsabend!

Väter, Mütter steh'n im Kreise
Um der Jugend munt're Spiele,
Und es beben in dem Greise
Jugendliche Hochgefühle;
Auf die Blüthen, welche starben
Wirft noch die Erinnerung
Ihre sanften Lebensfarben
Mit der Jugend leichtem Schwung.

Durch die Straßen schleicht der Knabe,
In die Nacht hin starrt der Blick;
"Meine Liebe ruht im Grabe
Und das Grab giebt nichts zurück!
Mich entzückt nicht mehr der Kerzen,
Nicht der Lichter heller Glanz;
Ach! sie wecken mir nur Schmerzen
Ob dem früh verwelkten Kranz.

Die auch mir den Baum einst schmückte,
Nicht mehr regt sich diese Hand,
Die mir Weihnachtsfrüchte pflückte,
Wohnt schon in dem Himmelsland.
Irrend bin ich und verlassen,
Keiner, der es redlich meint,
Laß an deiner Hand mich fassen,
Jesus, du der Kindersfreund!"

Und er schleicht zu der Kapelle,
Still, das Auge thränenfeucht,
Knieet nieder an der Schwelle,
Wo kein Machtwort ihn verscheucht.
Engel sieht er niederschweben,
Und das nächste Morgenroth,
Froh verkündend neues Leben,
Fand den armen Knaben todt.

Carl Oscar Emmerling


Der Kindersarg am Weihnachtsabend

Am Weihnachtsfest ein stilles Haus,
Drei Kinder sehen traurig raus,
Die Mutter weint daneben;
Und auf der Diele steht ein Schrein,
Drin liegt ein bleiches Kindelein,
In Todes Hand gegeben.

Am Weihnachtsfest ein todtes Kind,
Wo alle Kinder fröhlich sind
Zusammt den Elternherzen;
Statt Licht und Glanz und Süßigkeit
Der blasse Tod, das bittre Leid
Und heiße Trennungsschmerzen.

In Bethlehem ein stilles Haus,
Die Engel gehen ein und aus
Komm, mit hinein zu gehen:
Da steht ein armes Krippelein,
Drin liegt ein Kind im Himmelsschein,
Mußt Ihm ins Auge sehen.

O weine still, du Mutterherz,
Du Vater, lege deinen Schmerz
Hin zu des Kindleins Füßen,
Das in der Krippe einst gewohnt,
Jetzt über Erd und Himmel thront
Kann alles Leid versüßen.

Er nahm auch euer liebes Kind
Hin, wo nur Feiertage sind
Und ewig grüne Bäume,
Da soll es mit der Engelschaar
Das Gloria singen immerdar
Durch alle Himmelsräume.

Und einstmals kommt das hohe Fest,
Wo euch der Heiland treten läßt
In Seines Festsaals Hallen,
Da soll gar freudenreich zumal
Mit eurer Kinder voller Zahl
Auch euer Loblied schallen.

Eleonore Reuss


Einsame Weihnacht

O lockt mich nicht aus meiner stillen Klause
Wenn leis das Christkind durch die Straßen geht,
Wenn reiche Gaben es in helle Räume
Und Glück und Frieden in die Herzen sät.

O lockt mich nicht, mich arm und einsam wähnend -
Ich bin zu stolz, ich will kein Mitleid, nein!
Und niemand schau die heißen Herzenstränen
Des Mädchens, das in weiter Welt allein.

Das Christkind wird auch hier vorüber schweben,
Voll Wehmut wirfts mir eine Gabe hin:
Erinnerung. Dann wird die Seele sehnend
In ihrer Jugend Wunderland entfliehn.

Dann laßt mich einst'gen süßen Glücks gedenken
Und weinen, weil es allzufrüh verweht - -
O lockt mich nicht aus meiner stillen Klause,
Wenn leis das Christkind durch die Straßen geht.

Marie Dübeli


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